Richard III. und die Kuckuckskinder
(2014-12-03 00:30:35)
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Richard III. ist der nach Heinrich VIII. wohl bekannteste und berüchtigtste König der englischen Geschichte. Und er ist einer der wenigen englischen Monarchen, deren Leichnam und Grab verschollen waren. 2012 jedoch entdeckten Archäologen in Leicester ein Skelett, dessen Merkmale und Alter gut mit den bekannten Merkmalen von Richard III. übereinstimmten. Den letzten Beweis seiner Identität haben nun britische Forscher mit Hilfe von DNA-Analysen nachgeliefert. Ein pikantes Detail dabei: Wie die Analysen enthüllen, scheint es im Königshaus damals mindestens ein Kuckuckskind gegeben zu haben.
"Die Suche nach den sterblichen Überresten von Richard III. ist wie die Suche nach einem Vermissten", erklären Turi King von der University of Leicester und seine Kollegen. Man kennt aus Angaben von Zeitgenossen die ungefähren charakteristischen Merkmale der Person – Richard III. war eher schmächtig und trug eine Schulter höher als die andere. Und man weiß, wo die Person zuletzt lebend gesehen wurde: Der König kämpfte 1485 in der Schlacht von Hastings und trug dabei erhebliche Verletzungen davon, an denen er starb. Laut historischen Quellen soll der besiegte König nach der Schlacht in der Klosterkirche Grey Friars in Leicester begraben worden sein - ohne königliche Ehren und in einem unmarkierten Grab. Doch wo das Skelett tatsächlich lag, geriet in Vergessenheit. Erst 2012 entdeckten britische Archäologen unter einem Parkplatz in Leicester ein Skelett, das in Alter und anatomischen Merkmalen sehr gut zu den historischen Beschreibungen passte: Es hatte das passende Alter und Größe, eine durch Wirbelsäulenverkrümmung schiefe Schulter und Spuren schwerer Verletzungen.
DNA-Vergleich mit den Nachkommen
Was aber noch fehlte, waren die
genetischen und genealogischen
Der Vergleich ergab: Die mitochondriale
DNA des Skeletts aus Leicester stimmte tatsächlich mit dem der
beiden Nachkommen von Anne of York überein.
Kuckuckskinder im Königshaus
Die DNA-Vergleiche mit den patrilinearen Nachkommen deckten zudem ein eher pikantes Detail auf: Denn bei keinem der fünf Nachkommen über die männliche Linie fanden sich Übereinstimmungen mit dem Y-Chromosom des Skeletts von Richard III. Das aber bedeutet: Irgendwann im Laufe der vielen Generationen muss es mindestens ein oder vielleicht sogar mehrere Kuckuckskinder gegeben haben – Kinder, die dem Vater untergeschoben wurden, die aber nicht von ihm gezeugt wurden. Solche Fälle sind in der Geschichte alles andere als selten, wie die Wissenschaftler erklären, die geschätzte Rate solcher falscher Vaterschaften liegt auch heute noch bei einem bis zwei Prozent.
Historisch spannend ist dies im Falle
von Richard III. deshalb, weil damit gleich mehrere englische
Könige möglicherweise gar nicht königlichen Geblüts waren, wie die
Forscher erklären. Gab es ein Kuckuckskind in den beiden
Generationen vor Richard III., dann könnte das bedeuten, dass weder
Richard III. noch sein Bruder Edward IV. legitime Nachkommen des
Königs Edward III. waren – sie hätten damit keinerlei Anspruch auf
den Thron gehabt. War dagegen Richards Großonkel John of Gaunt ein
Kuckuckskind und kein Sohn von Edward III., dann hätten seine
Nachkommen, die Könige Heinrich IV., V. und VI., ohne Berechtigung
regiert. Selbst die Dynastie der Tudors, zu denen auch die berühmte
englische Königin Elizabeth I. gehörte, stünde dann auf wackeligen
Füßen, so King und seine Kollegen. Für sie allerdings ist an ihren
Ergebnissen zunächst nur eines wichtig: Sie belegen, dass das unter
dem Parkplatz von Leicester entdeckte Skelett tatsächlich Richard
III. war

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